Hallo Monika,
natürlich bist du hier auch willkommen, wenn du dein Kaninchen nicht aus dem Tierheim hast und darfst auch gerne von deinen Erfahrungen berichten und dich mit anderen austauschen. Allerdings haben wir beschlossen, keine Themen zur Zucht und Vermehrung zuzulassen. (Siehe auch hier:
Wichtige Informationen zum Thema Vermehrung/Zucht). Das heißt nicht, dass man sich hier grundsätzlich gegen seriöse Zucht ausspricht, aber Vermehrung von Tieren wollen wir hier nicht unterstützen.
Sich in einem Forum auszutauschen bedeutet ab und ab auch, dass es Kritik gibt und User andere Meinung sind. Besonders solche Themen sind sehr brisant, da kann was schon mal etwas „hitziger" zugehen. Lass dich doch davon nicht verschrecken :wink:. Letztendlich geht es hier allen nur um das Wohl der Tiere.
Ich stimme vielen anderen hier nicht zu, Nachwuchs ist auch für Kaninchen etwas natürliches und keineswegs generell etwas negatives. Fortpflanzung und die Aufzucht der Jungen sind wichtige arttypische Verhaltensweisen. Arttypische Verhaltensweisen zu fördern und zu fordern ist die Grundlage einer tiergerechten Haltung. Das heißt nun allerdings nicht, dass es empfehlenswert Männchen und Weibchen zusammenzusetzen und Nachwuchs produzieren zu lassen.
Das Fortpflanzungsverhalten und die Aufzucht sind wesentlich facettenreicher als das, auf was es von vielen Halter reduziert wird. Da wird ein Rammler zu einem Weibchen gesperrt, das Weibchen nicht selten regelrecht vergewaltigt, Aufzucht und damit die Grundlage des Nachwuchses für ihr zukünftiges sind in vielen Fällen mehr als mangelhaft. Selbst bei vielen Menschen, die sich selbst als Züchter bezeichnen läuft oft einiges falsch. Zum Leidwesen der Kaninchen.
In den Tierheimen sitzen inzwischen mehr Tiere als gute Endplätze vorhanden sind. So viele Tiere, dass teilweise niemand mehr weiß wohin damit. So viele Tiere, dass es für viele kein Happy End gibt, weil niemand mehr die Möglichkeit bzw. Kapazität hat ihnen zu helfen. Insofern ist es auch nachvollziehbar, dass viele User hier, die im Tierschutz tätig sind „allergisch“ auf das Thema Vermehrung reagieren.
Wenn man ein Tier zu sich nimmt sollte man in erster Linie nach einem Tier suchen, dass zu seinem passt. Sicher ist es nicht verwerflich, wenn ein solches Tier auch gefallen soll. Allerdings ist es durchaus oberflächlich, wenn allein das Äußere der ausschlaggebende Faktor ist. Dazu kommt, dass beinah alle Formen, Fellvarianten, Größen und Altersstufen im Tierheim und Tierschutz zu finden sind. Vielleicht nicht gleich heute im nächsten Tierheim, aber wenn es unbedingt eine bestimmte Variante sein muss, dann sollte man sich doch auch die Zeit nehmen können was passendes zu suchen. Ganslosser schreibt über Hunde so passend:
„[...]Die Anschaffung eines PKWs oder einer Waschmaschine wird intensiver überlegt und von allen Seiten beleuchtet, als die Anschaffung eines vierbeinigen Sozialpartners![...]“. Auf traurige Art und Weise trifft das auch auf Kaninchen zu. Ich möchte damit natürlich nicht sagen, dass das nun auf dich zutrifft. Es ist nur so dass viele lieber zum „Züchter“ gehen, weil man sich nicht die Zeit nehmen möchte, im Tierheim oder Tierschutz nach etwas passendem zu suchen. Dabei warten dort so viele wunderbare Tiere auf ein neues Zuhause.
Verantwortungsvolle Zucht hat durchaus seine Berechtigung. Ein gesunder Genpool, sowohl körperlich als auch charakterlich ist für die Zukunft sehr wichtig. Allerdings ist verantwortungsvolle Zucht alles andere als einfach. Und es ist dabei unwichtig, ob es nun ein Wurf werden soll oder mehr. Das Wissen und die Möglichkeiten sind in jedem Fall von Nöten.
Ein paar Punkte, die ich dir zu denken geben möchte:
- Ich finde es auch sehr befremdlich, wenn jemand Nachwuchs produzieren lassen möchte, weil es potentielle Abnehmer dafür gibt. Mal abgesehen davon, dass es nicht selten passiert, dass solche Leute wieder abspringen gibt es doch wirklich mehr als genug Tiere. Da stellt sich natürlich die Frage, warum es ausgerechnet Nachwuchs von diesem Kaninchen sein soll. Ich würde kein Tier an jemand abgeben, der ein solches haben möchte, weil es besonders niedlich aussieht.
- So wie es scheint lebt dein Kaninchen bislang alleine. Hier stimme ich damit überein, dass es bedenklich ist, wenn ein Züchter seine Jungtiere einzeln abgibt. Aber vor allem finde ich es absolut essentiell, dass ausschließlich mit sowohl gesundheitlich als auch charakterlich einbandfreien Tieren gezüchtet wird. Eine vernünftige Beurteilung des Charakters ist m.E. aber nur innerhalb einer Gruppe möglich.
- Ich weiß viele hören so was gar nicht gerne, aber diese Zuchtform (um eine Rasse handelt es sich eher nicht) ist sehr problematisch. Ein langhaariger Widder vereinigt gleich mehrere negative Aspekte. Kaninchen kommunizieren mitunter mithilfe der Ohrenstellung, ein Widder ist daher in seiner Kommunikation eingeschränkt. Zusätzlich können die Ohren bei Zankereien nicht geschützt werden (normalerweise legen Kaninchen die Ohren dabei an), wodurch es tendenzielle häufiger zu Verletzungen an den Ohren kommt. Weiterhin sind Widder in ihrer Hörfähigkeit eingeschränkt und neigen eher zu gesundheitlichen Problemen mit den Ohren/Gehörgängen. Langhaarkaninchen hingegen neigen eher zu Haarballen im Verdauungstrakt. Zusätzlich handelt es sich bei solchen Zuchtformen oft um Linien, bei denen alle möglichen Gene eingekreuzt werden. Es gibt verschiedene Langhaarformen, werden sie miteinander vermischt kann das zu einem leicht verfilzenden Haarkleid, Probleme mit Temperatur etc. führen. Selbst wenn das Weibchen nicht betroffen ist, weitergegeben werden können solche Gene trotz allem. Dazu kommen viele andere problematische Gene, bei solchen Zuchtformen fehlt in der Regel eine Kontrolle durch Richtlinien (die keine Garantie sind, dass alles seriös zugeht, aber immerhin hilfreich sein können). Insgesamt mag ein langhaariger Widder zwar niedlich aussehen und ohne Zweifel auch liebenswert sein, aber für das Kaninchen ergeben sich durch eine solche Variante erhebliche Nachteile.
- Generell ist es nicht zu empfehlen Nachwuchs zu produzieren, wenn man keine Zucht aufbauen möchte. Es gibt einige Weibchen die nach einem Wurf extrem hitzig werden, Kastraten vermehrt bedrängen und Stress haben. Dazu kommt, dass das Zusetzen eines Rammlers zu einem Weibchen nicht in deren Sinne ist. Das Weibchen hat überhaupt keine Wahl und keine Chance dem zu entkommen.
- Die Haltung von zwei Weibchen ist nicht zu empfehlen, wenn du also ein Jungtier behalten möchtest sollte es ein Rammler sein. Aber gerade wenn ein Weibchen schon gedeckt wurde sollte der kastrierte Rammler sich auch wie ein Rammler benehmen, sonst wird die Hitze des Weibchens für Beide noch stressiger. Das hieße aber, dass es nicht sinnvoll wäre den Rammler frühkastrieren zu lassen. Du müsstest also mit etwa 10 Wochen trennen, den Rammler später kastrieren und nach 6 Wochen zurück vergesellschaften. Und nur weil es der eigene Sohn ist hieße das nicht, dass das einfacher wäre.
- Zu einer vernünftigen Aufzucht benötigt man viel Platz, immerhin wollen Muskeln, Bänder und Sehen vernünftig trainiert werden. Mehrere m² rutschfesten Boden benötigen Kaninchen, 2 solche Gehege sollten vorhanden sein, da die Jungrammler irgendwann abgetrennt werden müssen und idealerweise bereits kastriert abgegeben werden sollten. Eigentlich ist auch eine bereits vorhandene Gruppe der bessere Start, denn viele Verhaltensweisen wollen erlernt/geübt werden. Kaninchen einen wirklich optimalen Start ins Leben zu gewährleisten ist sehr anspruchsvoll (und das viele andere es auch nicht so machen ist hoffentlich kein Argument, jeder Tierhalter trägt schließlich die Verantwortung für seine Tiere selbst).
Insgesamt gibt es reichlich Punkte, die dagegen sprechen dieses Weibchen decken zu lassen. Nur damit andere Leute Junge von diesem Weibchen haben können? Ist da nicht das Wohl deines Kaninchens viel wichtiger? Ich bin mir sicher du findest auch ganz ohne sie einmal decken zu lassen ein passendes Partnertier für deine Dame, mit dem sowohl sie als auch du glücklich werden.