Du bist in deiner Familie nicht der Boss für den Hund und wirst es auch bis zu deinem Auszug nicht sein. In jedem Haushalt existieren Regeln, die ein jeder einzuhalten hat - du als Sohn hörst auf das, was deine Eltern sagen, deine Eltern leiten den Haushalt und das weiß der Hund ganz genau und deshalb wird er dich, bis du einen Haushalt allein leitest, auch nie als wirklichen Chef akzeptieren. Denn Hunde sind ebenfalls Rudeltiere so wie wir, sie sehen sofort, wer das Kommando in der Hand hat - die entsprechende Person strahlt eine gewisse Dominanz aus. Das wirst du merken, wenn du irgendwann selbst "Oberhaupt" einer Familie bist. Hunde lassen sich diesbezüglich nie täuschen und da es ihre Natur ist, ordnen sie sich am Ehesten dem Familienoberhaupt unter.
Zum Zweiten gibt es keinen Hund, der auf eine Person bezogen ist. Hunde sind immer auf die Menschen bezogen, die die meiste Zeit zu Hause sind, das meiste Feingefühl und die meiste Selbstsicherheit / Dominanz zeigen und sich am meisten mit dem Hund beschäftigen (oder ihn vom Tisch füttern...). So lange du also zur Schule gehst und dein Hund in deiner Familie bleibt, wird er sich an denjenigen binden, der die meiste Zeit zu Hause ist. In den meisten Fällen ist das die Mutter oder die Oma. Leider ist dies in der Hundehaltung ein ungeschriebenes Gesetz - man kann sich noch so sehr anstrengen, aber Hunde binden sich immer an den, der die meiste Zeit daheim ist. Und in den meisten Fällen ist das nicht man selbst.
Es gibt zwar Einmannhunde, aber die sind etwas für Kenner. Und damit meine ich Kenner - Leute, die schon seit Jahren, besser Jahrzehnten Hunde halten, aber nicht für Kinder bzw. junge Jugendliche. Sonst haben wir leider bald den nächsten reißerischen Zeitungsartikel...
Zum Dritten: Tiere, auch Hunde, sind keine Gegenstände, die man nach Belieben kauft. Ich denke nicht, dass du das so gemeint hast, allerdings kam es so rüber.
Die Anschaffung eines Tieres muss nicht nur wohlüberlegt sein, sondern als neuer Tierhalter muss man in erster Linie bei sich Abstriche machen. Das du nach dem "perfekten Tier" suchst zeigt, dass du scheinbar noch nicht reif genug dafür bist diese Verantwortung zu übernehmen. Ein Tier anzuschaffen bedeutet in erster Linie Abstriche bei sich selbst, nicht beim Tier. Es gibt kein perfektes Haustier.
Und ganz wichtig möchte ich dir noch ans Herz legen, dass man freilaufende Katzen grundsätzlich kastriert. Das Elend der Streunerkatzen wird mittlerweile sogar im Fernsehen diskutiert und es ist das Mindeste, sein Tier zu kastrieren, um dieses Leid nicht noch größer zu machen.
Was ich dir also empfehle ist, dich mit deinem Hund zu beschäftigen. Was ich in deiner Schreibweise sehe ist das, was die meisten Teenager durchmachen, wenn sie in der Phase der Selbstfindung sind - du lässt dich auf deinen Hund überhaupt nicht ein, geschweige denn bist gewillt ihm etwas beizubringen (sonst hätte ein regelmäßiger Hundeplatzbesuch Früchte getragen, denn dafür arbeiten diese Leute dort). Wahrscheinlich akzeptierst du das Tier nicht, weil es nicht "cool" ist oder "böse aussieht", sondern weil der Labrador eine freundliche, aufgeweckte Rasse ist.
Aber der Labrador ist in erster Linie ein Jagdhund. Das bedeutet, dass er extrem viel Beschäftigung braucht. Hättest du zwei Hunde, bräuchtest du jemanden, der mit dir auf den Hundeplatz kommt, denn allein kannst du zwei Hunde nicht handlen.
Sollte euer Wunsch nach einem zweiten Hund wirklich so groß sein, musst du zuerst akzeptieren, dass der Labrador danach nicht in der Ecke abgestellt werden kann. Außerdem wird auch der zweite Hund niemals "dein" Hund sein, so lange du selbst kein Rudeloberhaupt bist, bedeutet, deinen eigenen Haushalt leitest. Kannst du mit diesen beiden Bedingungen leben, dann sprich mit deinen Eltern und besuch mit ihnen ein Tierheim. Dort wird man euch gern beraten, ihr könnt euren Labrador mitnehmen und sehen, mit welchem neuen Kameraden er sich am besten verträgt.
Aber bitte, bitte mache nicht den Fehler, deinen Hund nach dem Aussehen auszuwählen und ihn am Ende auch noch in eine Verhaltensweise zu pressen, die du dir an ihm wünschst (bspw. "Gefährlichkeit" an der Leine...). In erster Linie ist ein Hund ein Individuum, so wie jedes andere Tier, und geht seelisch kaputt, wenn es in ein Verhalten gedrängt wird, das ihm nicht liegt.
Das war jetzt ziemlich viel und deshalb hoffe ich, dass du dir das alles auch genau durchliest. Das, was du gerade durchmachst hat beinahe jeder Jugendliche erlebt. Eben deshalb können Leute in meinem Alter dich gut beratschlagen. Was ich dir von mir aus raten würde ist, es sein zu lassen, bis du ausgezogen bist. Erst dann wird der Hund, den du dir aus dem Tierheim holst wirklich "deiner" sein. Ansonsten wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit so werden wie bei dem Labrador, denn Familienhunde hängen auch an der ganzen Familie. Die einzige Möglichkeit dies zu unterdrücken wäre den Hund von den restlichen Familienmitgliedern zu isolieren. Und das das Tierquälerei ist, weißt du ja. Ich würde dir also raten dich in Geduld zu üben - habe ich damals auch getan und es niemals bereut.